Kleine Texte, große Wirkung: Microcopy für bessere Nutzerführung

Kleine Texte, große Wirkung

Microcopy für bessere Nutzerführung

Es ist Frühling, Ostern ist schon in Sicht und du möchtest online euren nächsten Familienurlaub buchen. Von der Auswahl des Hotels und des Zeitraums geht alles glatt – doch dann geht es ans Ausfüllen des Adressformulars und eine Fehlermeldung erscheint: „Es gab einen Fehler bei deiner Registrierung“. Alle deine Formulareingaben sind verschwunden und du hast keine Ahnung, was genau falsch gelaufen ist. Also gibst du auf und suchst auf einer anderen Website nach einem Hotel.

Was ist passiert?  

Die Fehlermeldung war das Problem. Zu ungenau, schlechte Usability, nicht benutzerfreundlich und frustrierend.
Und was hat das mit dem Wort Microcopy zu tun?
Unter einer Microcopy versteht man ein kleines Textfragment in Benutzeroberflächen und sozialen Medien, das eine entscheidende Rolle für die digitale Interaktion spielt. Dazu gehören Elemente wie Buttons, Fehlermeldungen oder Tooltipps, die Nutzer durch digitale Umgebungen leiten.

Sie sind also elementar für die Nutzerführung und -interaktion, sie leiten nämlich deine zukünftigen Kunden.

Illustration: Eine Frau sitzt frustriert am Laptop wegen einer unklaren Fehlermeldung.
Vier farbige Icons in einem Quadrat: eine Schere, ein Kompass, eine Glühbirne und ein Monitor mit Smartphone.

Wieso sind Texte für gute Nutzerführung so schwierig zu schreiben?

Du musst auf den Punkt kommen

Das heißt: Keine langen Erklärungen. Keine Schachtelsätze. Keine Modalverben.

Du musst die Customer Journey genau kennen

Das heißt: Du musst deine Zielgruppe und die Wunschkunden genau kennen. Jeden Gedanken, jeden möglichen Fehler und jede Unsicherheit.

Du musst wissen, wann du kreativ werden darfst

Es gilt nicht der pauschale Tipp, dass Formulierungen kurzweilig und unterhaltsam sein müssen. Stattdessen kommt es darauf an, ob Kreativität zur Marke passt oder ob es sinnvoller ist, den Fokus mehr auf die Erwartungshaltung der Zielgruppe zu legen – und dabei gegebenenfalls simplere Formulierungen zu nutzen.

Du musst die Microcopy passend zur Plattform schreiben

Das heißt: Je nachdem, welche Benutzeroberfläche als Textbasis dient, stehen unterschiedliche Ziele der Nutzerführung, Navigation und Benutzererfahrung im Fokus.

Nutzerführung plattformgerecht

Microcopy für unterschiedliche Benutzeroberflächen

Je besser die Microcopy auf die jeweilige Plattform abgestimmt ist, desto stärker verbessert sie die Benutzerfreundlichkeit und sorgt für eine intuitive Navigation.

Soziale Medien

„Was denkst du gerade?“ (Facebook)

UX/Benutzeroberflächen

„Hier einloggen“

Calls to Action

„Jetzt Kontakt aufnehmen“

Formulare & Bestellvorgänge

„Wie lautet dein Vorname?“

Fehlermeldungen

„Diese Seite konnten wir leider nicht finden“

Suchfelder

„Wohin?“ „Wer?“ (AirBnB)

Mit Checkpoints

5 Tipps für richtig gute Texte zur Nutzerführung

1
Zwei nebeneinander dargestellte Buttons: links ein langer Text „Jetzt Ihre Registrierung abschließen“, rechts ein kurzer Button „Registrieren“ mit grünem Haken.

Halte dich kurz

Buttons und Co bieten meist nicht viel Platz und Nutzer wollen wenig lesen müssen.

2
Zwei Varianten eines E-Mail-Eingabefelds mit Hilfetexten: links steht „Bitte ausfüllen“, rechts „Gib deine E-Mail-Adresse ein“

Sei so präzise wie möglich

So vermeidest du direkt Unsicherheiten oder Verwirrungen auf Nutzerseite.

3
Zwei Kontaktformulare im Vergleich: links ein Freitextfeld mit der Frage „Was möchtest du?“, rechts drei Auswahlbuttons mit den Optionen „Produktberatung“, „Rechnung“ und „Support“.

Stell die richtigen Fragen

Nutze im Zweifel lieber vorgefertigte Antwortmöglichkeiten als offene Felder für Textantworten.

4
Zwei Dateiupload-Felder im Vergleich: links mit dem Hinweis „Bitte ausfüllen“ und rotem X, rechts mit dem Hinweis „Nur PDF, max. 5 MB“ und grünem Haken.

Gib die richtigen Anweisungen

Wenn du den Nutzer korrekt anleitest, kommt es deutlich seltener zu Fehlern und Abbrüchen.

5
Zwei Buttons im Vergleich: links ein schlichter Button mit dem Text „Abschicken“, rechts ein bunter Button mit dem Text „Ab geht die Bestellung!“ und einem Raketen-Icon.

Sei individuell & kreativ

Bekannte Brands nutzen individuelle Texte zur Nutzerführung gezielt, um sich von Marktbegleitern abzuheben. Ja, das geht auch mit wenigen Worten (oder Farben, die zur Usability beitragen), es müssen nur die richtigen sein.

Wirklich witzig oder wirklich nicht

Humor in Texten zur Nutzerführung: Ja oder nein?

Humor in Microcopy kann ein mächtiges Werkzeug sein, um deine Markenidentität zu stärken und das Engagement der Nutzer zu steigern. Indem du eine persönliche Note hinzufügst, wird die Marke nahbar und menschlich.

Vorteile von Humor

  • Erinnerungswert erhöhen: Humor bleibt im Gedächtnis. An eine humorvolle Microcopy erinnern sich Nutzer wahrscheinlich, was die Markenbekanntheit steigert.
  • Nutzerbindung stärken: Eine humorvolle Ansprache schafft Nähe zum Nutzer und baut eine emotionale Verbindung auf.
  • Positive Assoziationen erzeugen: Humor kann helfen, positive Eindrücke zu hinterlassen, was das Markenerlebnis verbessert.

Wann ist Humor angebracht?

Aber: Nicht jede Situation eignet sich für humorvolle Microcopy. Der Kontext ist entscheidend:

  • Passende Zielgruppe: Humor sollte zur Zielgruppe passen. Ein jüngeres Publikum reagiert möglicherweise besser auf freche Sprüche als ein konservatives.
  • Geeignetes Unternehmen: Je nach Branche kann Humor nicht nur unangemessen sein, sondern auch das Verständnis einer Microcopy negativ beeinflussen. So braucht es bei der Bedienungsanweisung eines Defibrillators klare und präzise Anweisungen – Humor wäre hier eher hinderlich und würde ablenken.
  • Kulturelle Sensibilität: Kulturspezifische Witze oder Humor auf Kosten von strukturell diskriminierten Minderheiten können missverstanden werden; daher ist kulturelle Sensibilität enorm wichtig.
  • Situationsbezogene Relevanz: In ernsten Situationen oder bei Fehlermeldungen könnte Humor unpassend wirken und den Nutzer im schlimmsten Fall verärgern oder verwirren.
Zwei Personen schauen auf denselben Button mit witzigem Text – eine lacht, die andere schaut verärgert.
Illustration mit sieben UI-Elementen in Deutsch: Formularhinweis, Passwortfehler, 404-Seite, Flugsuchfeld, Facebook-Login, Social-Media-Textbox und Produktübersicht.

7 Beispiele überzeugender Texte für Nutzerführung

Szenario: Du vergisst, deinen Vornamen bei der Registrierung anzugeben.


  • Microcopy: Wir müssen deinen Vornamen wissen, ist einfach netter für beide Seiten.
  • Warum? Du weißt genau, was fehlt (der Vorname), der Zusatz macht es sympathischer.

Szenario: Du tippst beim Login aus Versehen das falsche Passwort ein.


  • Microcopy: Falsches Passwort. Das Passwort hat mindestens 6 Zeichen und wurde nicht gespeichert.
  • Warum? Dir wird direkt der Fehler genannt (Passwort falsch) und eine Orientierung zur Länge gegeben.

Szenario: Du landest auf einer Fehlerseite.


  • Microcopy: Leider konnten wir die Seite, die du suchst, nicht finden. Vielleicht hilft dir unsere FAQ-Sektion weiter?
  • Warum? Du wirst trotz Fehlermeldung auf eine alternative Unterseite verwiesen und so auf der Website gehalten.

Szenario: Du möchtest auf der Website einer Fluggesellschaft nach einem Flug suchen und klickst in die Suchleiste.


  • Microcopy: Finde den besten Flug für mich!
  • Warum? Der Fokus liegt auf dem Grund für deine Suche, gleichzeitig wird diese als Service-Akt verpackt, indem der Imperativ verwendet wird.

Szenario: Du besuchst Facebook und die Textbox für einen neuen Beitrag steht ganz oben auf der Seite.


  • Microcopy: Was geht dir durch den Kopf, [Name]?
  • Warum? Du fühlst dich direkt persönlich angesprochen, wie von einem guten Freund.

Szenario: Du möchtest dich für eine App registrieren und dafür deinen Facebook-Account benutzen.


  • Microcopy: Log dich per Facebook-Account ein – wir posten niemals über Facebook!
  • Warum? Dir wird direkt die Angst genommen, dass die App den Zugang nutzen könnte, um etwas in deinem Namen zu veröffentlichen.

Szenario: Du bist auf der Website eines Heimtechnikanbieters und suchst nach neuen Lautsprecherboxen auf der Übersichtsunterseite.


  • Microcopy: Entdecke alle 125 Lautsprecherboxen
  • Warum? Du siehst sofort, wie viele Versionen der Boxen verfügbar sind und kannst dich besser orientieren.

Microcopy für Nutzerführung schreiben

So klappt es anhand von 5 Leitfragen

1

Was braucht der Nutzer?

Soll ihn die Microcopy informieren, leiten oder zu einer bestimmten Handlung motivieren (Kaufen, Registrieren etc.)? Möchte er eine Reise in die Alpen buchen, sich für einen Hundefriseur-Newsletter registrieren oder eine Bestellung für Mikronährstofftabletten aufgeben?

2

Was will ich erreichen/Was soll der Nutzer tun?

Oder auch: Was soll der Nutzer NICHT tun?
Vermeide Begriffe, die mehr verwirren als leiten könnten. Nutze Warnungen und Hinweise, um den Nutzer auf die Konsequenzen bestimmter Klicks hinzuweisen. Wenn möglich, verwende Eingabebeschränkungen, zum Beispiel bei Datumseingaben (nur ein Format erlaubt, um Missverständnisse zu verhindern).

Pro-Tipp: Nutze Feedback an deine Nutzer, um ihre Aktionen zu bestätigen, zum Beispiel so:

a) Erfolgsbestätigung: Wenn ein Nutzer eine gewünschte Aktion erfolgreich durchführt, wie z. B. das Ausfüllen eines Formulars oder das Hochladen einer Datei, zeige eine klare Bestätigungsnachricht, wie: „Vielen Dank! Deine Daten wurden erfolgreich übermittelt.“

b) Fehlermeldungen: Wenn Nutzer einen Fehler machen, z. B. bei der Eingabe in ein Formular, nutze eine spezifische Fehlermeldung direkt neben oder unter dem betroffenen Feld. Die Meldung sollte klar erklären, was falsch war und wie es korrigiert werden kann, zum Beispiel: „Fehler: Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen lang sein.“

c) Visuelle Rückmeldungen: Nutze Farben, Icons oder Animationen, um den Status einer Aktion zu kommunizieren. Grün kann zum Beispiel eine erfolgreiche Aktion signalisieren, während Rot auf einen Fehler hinweist. Diese visuellen Elemente steigern die Usability und verbessern die gesamte Benutzererfahrung.

d) Tipps zur Fehlervermeidung: Biete Nutzern Hilfstexte oder Tooltips an, die sie nutzen können, bevor ein Fehler passiert. Zum Beispiel kann ein Tooltip neben einem Eingabefeld für Passwörter darauf hinweisen, was ein starkes Passwort ausmacht.

3

Wie kann ich den Nutzer möglichst einfach führen?

Stell dir vor, du nimmst den Nutzer virtuell an die Hand und führst ihn durch den Prozess auf der Website. Welche Eingabefelder würdest du ihm wie erklären? Vermeide dabei Fachjargon, nutze visuelle Hilfen wie Icons oder Bilder und setze Schritt-für-Schritt-Anleitungen ein.

4

Was zeichnet mein Unternehmen/meine Brand aus?

Fokussiere dich auf zwei bis drei Kerneigenschaften und achte darauf, dass diese konsequent in den Texten auftauchen. Wichtig: Nutze konsequent gleiche Formulierungen und dieselbe Tonalität für deine Microcopy wie für die übrigen Texte des Unternehmens. Somit entsteht eine stringente „Brand Voice“.

5

Wie verbinde ich textlich Nutzerführung mit Branding?

Versuche, mit der Stimme deines Unternehmens zu sprechen bzw. zu schreiben, wenn du die Nutzer führst. Vielleicht bietet sich eine lockere, persönlichere Ansprache an. Möglicherweise kannst du Storytelling einsetzen (das geht auch in kurzen Sätzen).

Zum Beispiel: „Hier geht’s zum nächsten Geschmackslevel!“ (als Hersteller von Snacks für Gamer)

Wichtig: Die Sprache sollte authentisch bleiben und gleichzeitig nicht die Nutzerführung negativ beeinflussen. Bring also nicht um jeden Preis Branding in deiner Microcopy unter, wenn diese dann ihren Zweck nicht mehr erfüllen.

Nutzerführung klingt gut, aber du brauchst noch Hilfe?

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Porträt von Antonia Ertelt

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